Neuroathletik-Training ist in aller Munde. Es geht um Augenbewegungen, Gleichgewichtsübungen und Mobility-Drills. Die Trainer des RESET-Konzeptes waren deshalb beim Z-Health Workshop “Essentials of Elite Performance”. 7 Punkte haben sich dabei herauskristallisiert, die wir im folgenden Blog-Beitrag zusammenfassend darstellen möchten.

1) Nutze die vereinfachte Neurologie

Die Fachrichtung Neurologie klingt sehr kompliziert und schreckt viele Trainer und Athleten erst einmal ab. Doch für viele Zwecke kann Neurologie stark vereinfacht dargestellt werden.  So ist vor allem die „Feedbackschleife“ recht einfach zu verstehen, wenn man sie auf drei Kernteile herunterbricht:

Über diverse Rezeptoren in Haut, Gelenken, den Augen etc nimmt unser Körper Inputs auf. Diese werden über afferente Nervenbahnen zum Gehirn geleitet. Dies nennt man Afferenz oder sensorischer Input. Die Inputs werden im Gehirn interpretiert und es wird eine Entscheidung getroffen, was nun geschehen soll. Anschließend wird ein motorischer Output generiert. Dies nennt man Efferenz. Warum das wichtig ist folgt in den nächsten Zeilen.

2) Die Aufgaben des Gehirns: Überleben sichern und Bewegung möglich machen

Unser Gehirn sichert unser Überleben. Wittert das Gehirn Gefahr, so kann es drei mögliche Reaktionen geben: Fight (Kampf), Flight (Flucht) oder Freeze (Einfrieren/Bewegungslosigkeit). Diese Funktionen waren sehr lange überlebenswichtig und sind es teilweise heute noch. Das Problem: Unser Gehirn ist cleverer als wir und beschützt uns manchmal vor Dingen, die wir selbst nicht wahrnehmen. Hier kommen die Worte Schmerz und Kompensation ins Spiel. Schmerz ist in erster Linie ein Output-Signal vom Gehirn, welches uns mitteilen soll: Ändere etwas! Reduzieren wir das Gefahrenpotential für unser Gehirn, so reduzieren wir unser Schmerzempfinden.

3) Exteroception/Interoception/Propriozeption

Diese drei Systeme sind für uns von besonderer Relevanz. Exterozeption übernimmt die Aufgabe der Überwachung der äußeren Umwelt. Wir nutzen hierfür unsere Sinne wie Sehen, Riechen, Hören, Fühlen und Schmecken. Interozeption ist die Innenwahrnehmung. Hier geht es um Thermoregulation, Herzfrequenz, Atmung. Propriozeption ist wohl das bekannteste System und beschreibt die Eigenwahrnehmung. So wissen wir zum Beispiel  – ohne Hinsehen zu müssen – in welche Richtung unser rechter Fuß gerade zeigt. Die Inputs kommen durch Mechano-, Baro-, Thermo-,Chemo, Elektromagnetische Sensoren und Nozipetoren. Letztere können als „Gefahrensensoren“ bezeichnet werden.

4) Das Kleinhirn

Das sogenannte Cerebellum nimmt nur 10% der Gesamtfläche vom Gehirn ein, besitzt aber 80% der Neuronen des Gehirns. Das Kleinhirn ist für sogenannte ABC-Aufgaben zuständig. Accuracy (Genauigkeit), Balance und Coordination (Koordination). Es macht demnach Sinn, ab und an komplexere Übungen in das Training und den Alltag zu intergieren, um diese 80% Neuronen mit verschiedenen Reizen zu aktivieren.

5) Deine Augen: Das Tor zum Gehirn

Das visuelle System nimmt ca 27% der Gesamtfläche des Gehirns ein. Man kann hier durchaus von einem dominanten System sprechen. In der Neurologie wird deshalb dem visuellen System die größte Bedeutung zugesprochen (dies heißt nicht, dass die anderen Systeme unwichtig sind. Wie bereits beschrieben sind alle Systeme für die Input-Aufnahme wichtig). Sechs Kategorien von Augenbewegungen sind dabei zu beachten: Fixations (Halten), Smooth Pursiuts (Verfolgen von Objekten), Saccades (Sprünge), Vergence (Konvergenz = Augen näher zusammen und Divergenz = Augen auseinander), der vestibulo-okuläre Reflex (VOR; Kopf bewegt sich, Augen stehen still) und der Opto-kinetischer Nystagmus (OKN; Augen folgen einem Objekt und springen zurück; Wdh.). Als Nummer 1 Priorität werden die Fixationen genannt. Heißt: Man möchte Objekte scharf sehen können. Dies sorgt für eine sichere Interpretation des Gehirns und senkt die Gefahrenannahme.

6) Das vestibuläre System

Unser Gleichgewichtsystem hat es heutzutage nicht leicht. Einseitige Bewegungsmuster, Autofahren, Laufbänder und Videospiele bringen das vestibuläre System gerne mal durcheinander. Die Aufgaben des Gleichgewichtssystem sind eine klare Sicht während Bewegung generieren, Orientierung im Raum, Feststellen von Richtung und Geschwindigkeit während Bewegungen und die automatische Anpassung um Haltung und Stabilität aufrecht zu erhalten. Zwei Fragen stellen sich dem System: „Wo geh ich hin?“ und „Wo ist oben?“ Als Test des Gleichgewichts eignen sich einfache Standtests wie der Romberg-Test.

7) Do the drill, forget the drill

Neuroathletik-Training sollte kein Hobby sein (außer du willst es unbedingt). Neuroathletik-Training kann zur Leistungsverbesserung und/oder in der Rehabilitation genutzt werden. Durch einfache Tests lassen sich Defizite schnell aufzeigen und durch ein wenig „auftrainieren“ zeitig beheben. Neuroathletik-Training sollte nicht als „Hexenwerk“ gesehen werden, sondern als Wegweiser. Denn: Kombinieren wir Neuroathletik-Training mit unserem eigentlichen Training, so entsteht eine fabelhafte Symbiose mit vielen Möglichkeiten. Warum manche Sachen wirken bleibt eventuell sogar ein Rätsel. Aber sie wirken. Je mehr Erfahrung du mit diesem System sammelst, desto einfacher wird es für dich Zusammenhänge zu verstehen.  Heißt: Mach deine Übungen, aber analysiere sie nicht „kaputt“. Do the drill, forget the drill!

 

Fazit: Toller Workshop mit interessanten Eindrücken rund um das Thema Neuroathletik-Training. Wir können die Teilnahme an diesem Workshop wärmstens empfehlen. Mehr Infos findest Du auf der offiziellen Z-Health Seite.

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